Predigt für den 9. Mai 2021

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Paulus in Caesarea (Apostelgesch. 20) Rodheim, 9.Mai2021

Paulus, als römischer Bürger in Tarsus (östliche Türkei, Küstenstadt mit griechisch geprägter Kultur,)geboren; ein Sohn frommer jüdischer Eltern, wurde radikaler Pharisäer.

Das bedeutet: Er kannte alle jüdischen Gesetze (248 Gebote und365 Verbote) und wollte sie so gewissenhaft und genau wie möglich befolgen. Vor lauter Sorge, dass sie die Gebote nicht buchstabengetreu halten konnten, taten sie mehr als gefordert war. Als Paulus später in Athen war, konnte er über so eine Einstellung nur schmunzeln ( ein zusätzlicher Tempel „dem unbekannten Gott“).Diesen Anforderungen konnte eigentlich niemand gerecht werden. Es hieß: „Wenn ein frommer Jude es schafft, auch nur einen einzigen Tag ein völlig gesetzestreues Leben zu führen, dann würde auf der Stelle der Messias erscheinen.“Aber der Messias erschien nicht, und Paulus kämpfte mit vollem Ehrgeiz darum, alle Gesetze einzuhalten, denn das Gesetz kam von Gott, und was von Gott kam, war gut und es konnte nichts Schlechtes daraus werden. Und wenn das Gesetz nicht erfüllt wurde, war der Mensch daran schuld. Der Mensch hat versagt und steht vor Gott schlecht da. Paulus hasste alle, die Gottes Gebote infragestellten, bis er, nach seinem Erlebnisvor Damaskus begriff: Es ist alles ganz anders. Je perfekter ich das ganze Gesetz erfüllen will, umso mehr tue ich das, was ich eigentlich hasse. Wir sagen heute: “Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht.“

Der Zwang, „alles vor Gott leisten zu müssen und leisten zu wollen“ lässt sich nicht herbeiführen. Der sterbliche Mensch Jesus hat mit Gott zu tun. Das hat sein Denken verändert. Er konnte auf einmal annehmen, was für ihn vorher unannehmbar war.

Mit dieser neuen Einstellung kam Paulus nach Caesara, mit dem Schiff. Von weitem konnte er die gigantische Hafenanlage mit den Wellenbrechern erkennen, 

dazu die Tempel aus Marmor, die Wasserleitungen, die das
Trinkwasser in die Stadt führten,

die Pferdrennbahn,

im Hafen die riesigen Galeeren, die Transportschiffe wurden be- und entladen, die Soldaten marschierten in Reih und Glied unter Trompetenschall, Herodes aus dem Küstendorf eine Superstadt gemacht und ihr den Namen „Kaiserstadt“ (Caesarea) gegeben.

Die Juden waren hier „geduldet“. Die römische Weltmacht bewies hier, dass sie es sich leisten konnte, den Juden eine gewisse Eigenständigkeit zuzugestehen. Zugleich war es völlig klar: Jeder Widerstand gegen die römische Weltmacht kann von hier aus im Keim erstickt werden. 6000 Soldaten waren in Caesarea in Wartestellung, die Schiffe Bereit zur Ausfahrt, die römischen Straßen waren kriegstauglich wie die deutschen Autobahnen 1933.

„Als ich ein Kind war, redete ich und dachte wie ein Kind und hatte alles, was ich erlegte gleich herausposaunt „wie ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Als ich älter wurde, tat ich ab, was kindlich war.“

Dann kamen die Anforderungen der Kultur und der Religion, dieses Gesetz, das es 150prozentig zu befolgen gab, und dann die Erkenntnis, das ich erkannt bin, als ob ich in einen Spiegel hineingeschaut hätte: Nur ein Spiegel in der Antike ist nicht mit unseren großen Garderobespiegeln zu vergleichen. Antike Spiegel waren aus möglichst glänzenden Bruchstücken auf einem Brett zusammengesetzt, das den Menschen immer nur stückweit erkennen lässt.

 Also: Im Leben kommt der Mensch nicht über die stückweite Erkenntnis hinaus. Die stückweite Erkenntnis, geliebt zu sein

ist die Botschaft, für die Paulus einsteht: Glaube, Hoffnung und Liebe sind für ihn unendlich verbunden.

Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke.

Aber dann werde ich vollständig erkennen,

so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt.

Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe,

diese drei.

Doch am größten von ihnen ist die Liebe.

Apostel Paulus,

Erster Brief an die christliche Gemeinde in Korinth,

Kapitel 13, Verse 12b - 13