Predigt 3. Advent Rodheim 2020
Lukas 1, 1 – 25 Zacharias
Zacharias und Elisabeth lebten im Bergland von Judäa. Sie waren beide sehr fromm und gottesfürchtig. Das war eigentlich nichts Besonderes, denn ihre Eltern gehörten alle den jüdischen Priesterfamilien an und Zacharias war sogar selber Priester. Aber leider war es damals keineswegs so, daß die Priester auch Gott gegenüber gehorchten. Die Priester hatten im Volk einen ziemlich schlechten Ruf, weil sie den Leuten eine ganze Menge Geld abknöpften, wenn die Leute zum Opfern in den Tempel gingen. Sie erinnern sich, als Jesus die Leute aus dem Tempel herausgeworfen hatte. Außerdem teilten sich die oberen Priesterfamilien die Macht mit dem König, und Herodes war eben nicht beliebt. Die Juden hassten ihn.
Über Elisabeth und Zacharias erzählten die Leute nichts Gutes, denn ein Ehepaar ohne Kinder – das war noch mehr als eine große Schande: Das war eine Strafe Gottes.
Vor allem die Frau bekam den Spott der anderen zu spüren. „So ein Pech für Zacharias, daß er die geheiratet hat! Die muß sich früher ganz schön rumgetrieben, daß Gott sie jetzt so straft!“ Inzwischen waren die beiden alt geworden. Sie hatten sich allmählich damit abgefunden, daß es nichts mehr wird mit einem Kind. Aber manchmal tat es trotzdem noch weh. Vor allem, wenn sie die mitleidigen oder verächtlichen Blicke der Leute sahen.
Zweimal im Jahr war Zacharias jeweils eine Woche lang zum Priesterdienst im Tempel eingeteilt. Acht Kilometer mußte er von seinem Heimatdorf nach Jerusalem laufen. Nach Jerusalem ging Zacharias immer mit gemischten Gefühlen: Zum einen war der Weg sehr anstrengend, durch die Berge, zum andern wußte er nicht, für welchen Dienst er im Tempel eingeteilt würde. Und dann kam wieder der Kummer, den die Leute bei ihm auslösten,
wenn sie auf ihn herabsahen. Gerade kam ihm ein Vater mit seinem Sohn entgegen. Da mußte er wieder daran denken, daß er auch gern als Papa mit einem Kind an der Hand gehen wollte.
Seit einigen Tagen war er nun im Tempel. Dieses Mal hatte er das große Los gezogen: ER durfte im Heiligtum den Weihrauch auf den Opferaltar legen. Das durfte jeder Priester im Leben nur einmal. Und danach durfte er die Leute, die sich im Vorhof des Tempels versammelt hatten, segnen.
Als Zacharias drin im Tempel opferte und sein Gebet sprach, sah er plötzlich einen Engel vor sich. Er erschrak natürlich, aber der Engel sagte:
Fürchte dich nicht. Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau wird einen Sohn bekommen und du sollst ihn Johannes nennen. Er wird viele Menschen in Israel zu Gott bekehren und er wird als Bote vorausgehen und das Volk auf das Kommen des Herrn vorbereiten!“ Zacharias konnte nicht glauben, was er da hörte. Er fragte den Engel: Woran soll ich erkennen, daß das stimmt? Wir sind doch schon
ziemlich alt!
Da sagte der Engel zu Zacharias: Weil du mir nicht glauben kannst, sollst du von jetzt an kein Wort mehr sprechen können bis zu dem Tag, an dem das eintrifft, was ich dir eben gesagt habe!“
Dann verschwand der Engel. Zacharias ging in den Vorhof des Tempels, um die Leute zu segnen, die auf seinen Segen warteten. Aber Zacharias brachte kein Wort heraus.
Nachdem sein Tempeldienst vorbei war, ging er, so schnell er schon lange nicht mehr konnte, zurück in sein Dorf.
Das musste er unbedingt seiner Frau mitteilen. Aber wie?
Er war ja sprachlos geworden!
Zum Glück konnte Elisabeth lesen. Zacharias schrieb ihr alles, was der Engel erzählt hatte, auf –
und Elisabeth saß da und konnte ihr Glück nicht fassen.
Erst als Elisabeth das Kind geboren hatte, konnte Zacharias wieder reden. Und das erste, was er redete, steht bei Lukas gleich am Anfang:
Lesen Lukas 1, 67 – 79
„Gelobt sei Gott“, das sind seine ersten Worte, und dann zählt er gleich alles auf, woran er sich erinnern kann, was Gott alles Gutes getan hat für sein Volk. Endlich wieder aufatmen können, und dabei wird sein Kind mit ins Spiel kommen und die Welt umkrempeln!
Sein Kind, obwohl sie es sich schon lange abgeschrieben hatten, dass da noch etwas passiert –
Sein Kind / Ihr Kind macht in der Welt Geschichte!
Nicht als Theoretiker und schon gar nicht als Philosoph.
Eher als Outsider, als Provokant, der auffällt, weil er Heuschrecken und wilden Honig isst, der ein altes Kamelfell anzieht und den König Herodes öffentlich kritisiert und das kurz darauf mit seinem Leben bezahlt.
Aber davon konnte ja niemand etwas ahnen, weil die ganze Geschichte noch gar nicht angefangen hatte.
Obwohl wir alle wissen, wie es weitergeht:
Jetzt sind wir alle im Wartemodus:
Auf die nächsten Türchen im Adventskalender,
oder auf die Anzahl der Menschen, die wir an Weihnachten einladen dürfen,
Wir warten noch auf ganz viel.
Zacharias wartete, wie viele andere auf einen Gott, der seine Zusagen auch und gerade in der Zukunft wahr machen wird und es denen hell macht, bei denen es richtig finster aussieht.
Richtig finster ist es bei uns
doch gar nicht.
Die paar Einschränkungen machen unser Leben lange noch nicht dunkel
Wir haben vorhin gespielt: Die Nacht ist vorgedrungen, von Jochen Klepper. Keine Marschmusik, kein Lichtermeer,
nur der Morgenstern, ein Stern am Himmel, der zeigt, dass die Nacht zu Ende geht und die Finsternis
weicht.
Für alle, die drin sitzen.
Jochen Klepper saß mit seiner Familie mittendrin.
In der Finsternis. Sie sind da nicht mehr herausgekommen.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wird dieses Lied gesungen, weil man diese Dunkelheit von 1933 bis 1945 nie mehr erleben möchte.
die so viel Menschenleid und Menschenschuld hervorbrachte.
Es soll, es möge ein Stern mitwandern, der euch in keinem Dunkel mehr halten wird.
Jede Krise, jeder Zustand unserer Welt, im Großen wie im Kleinen, lässt uns verstummen.
Wenn die Krise vorüber ist,
hindert es uns, ein ungebrochenes „Gelobt sei Gott“ anzustimmen
Aber bestimmt reicht es dann bei uns für ein:
„Gott sei Dank“
Lieder:
Die Nacht ist vorgedrungen
Wie soll ich dich empfangen
o komm, o komm, du Morgenstern