Predigt für den 26. Juli 2020

Auch diese Woche gibt es die Predigt nur zum Lesen...
 
Goldene Regel Rodheim, 26.7.2020
 
Ein alter Mann saß in Griechenland an der Straße von Athen nach Korinth. Ein Wanderer kam vorbei und fragte ihn, wie weit es noch bis nach Korinth sei. Der Alte gab gern Auskunft.
Dann wollte er Wanderer noch wissen, was in Korinth denn so für Menschen wohnen.
Der Alter fragte ihn: „Von wo kommst du her?“
„Aus Athen“, sagte der Wanderer.
„Und was für  Menschen leben da, in Athen?“, wollte der Alte wissen.
„Ach“, meinte der Wanderer, „in Athen gab es nur Halunken und Verbrecher, Lügner und Betrüger!“
„Dein Pech“, antwortete der Alte, „denn in Korinth wirst du es nicht anders finden, auch alles nur Halunken und Verbrecher, Lügner und Betrüger.“
Bekümmert zog der Wanderer weiter.
Nach einer Weile kam ein anderer Wanderer vorbei und frage ebenfalls nach dem Weg nach Korinth und wie die Bürger in der Stadt denn so seien.
Und wieder erkundigte sich de alte Mann: „Und wo kommst du her?“
„Aus Athen“, sagte der andere Wanderer.
„Und was für Menschen hast du in Athen angetroffen?“, wollte der alte wissen.
„Oh, in Athen leben lauter freundliche und hilfsbereite Leute!“
„Hast du ein Glück“, sagte der Alte, „in Korinth leben die besten Menschen der Welt, alles nette Leute!“
„Feine!“, freute sich der Wanderer und zog glücklich weiter.
Im Schatten eines Olivenbaums nah an der Straße, wo der Alte saß, hatte sich ein weiterer Wanderer eine Zeitlang ausgeruht. Er bekam beide Gespräche mit.
Jetzt stand er auf, ging zu dem alten Mann hin und machte ihm Vorwürfe:
„Wie kannst du denn mit so gespaltener Zunge reden? Entweder wohnen in Korinth Halunken
oder anständige Leute! Beides zugleich geht doch nicht!
„Du irrst dich“, entgegnete der Alte.
„Wenn einer das Herz voller dunkler Gedanken hat,
wird er überall Leute treffen, die auf Lug und Trug aus sind.
Wenn einer mit freundlichen
 Gedanken unterwegs ist, wird er überall auf Freundlichkeit und Freundschaft stoßen.“
 
Die Ausnahmen lassen wir natürlich weg, ja, auch ein freundicher Mensch kann betrogen werden,
aber von der Einstellung her hat der Alte Recht.
 
Wie man in den Wald hineinruft,  so schallt es wieder heraus.
 
„Wenn du nicht willst, das man dir tut, das für auch keinem andern  zu“
Der Philosoph von der Ostsee ( Immanuel Kant ) hat das Einfache nur kompliziert gesagt:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich [vernünftig] wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
Alles, was ihr wollt, dass es euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun.
In jeder Kultur finden wir diese Tipps: in Altägypten, in Persien, in China, in Indien
 
Vorher gab es noch Gesellschaftsformen, in denen sich Stämme zusammenrotteten und mit der Keule aufeinander losgingen.
Vorher?
 
Es ist schon seltsam, wie man
twittern
und
gleichzeitig
in der Steinzeit leben kann.
Aber es gibt ja auch noch Normale
Menschen. Nicht nur „America first“
Die Menschen sind schlecht. Sie denken an sich –nur ich denk an mich.
 
Du möchtest gegrüßt werden? Bitte sehr: Dann sage auch denen Guten Tag, die dir auf der Straße begegnen., Du willst geachtet werden?- Bitte sehr, das ist ganz einfach. Achte deinerseits andere Menschen!
Du willst morgen oder übermorgen heil und unverletzt als Fußgänger über den Wirrweg zum REWE gelangen?
Bitte sehr: Gib, wenn du heute als Radfahrer oder als Pkw-Fahrer unterwegs bist, auch deinerseits Fußgängern eine Chance!
Du willst, dass Euer Wohnhaus frei von Graffiti bleibt?-
Gut: Dann halte dich  einfach zurück, wenn du vor fremden Mauern stehst.
So, und damit das alles nicht nur  moralisch klingt:
Eine Mama sitzt mit ihrem Kind im Zug. Das Kind fängt an, den Fahrgast, der dem Kind gegenübersitzt, mit dem Fuß immer mal so gegen das Knie zu treten. Das Kind hört nicht auf. Der, der getreten wird, wundert sich uns sagt zur Mama. Können Sie ihrem Kind mal sagen, dass es damit aufhören soll?
Sagt die Mama zu ihm: Mein Kind ist antiautoritär erzogen.
 
Da greift der Mann schnell in seine Einkaufstasche, kippt der Mama eine Flasche Milch über den Kopf und sagt: „Ich auch.“
 
Manchmal muss man damit leben, wie man in den Wald hineinruft.
 
Straße in Griechenland mit Olivenbäumen, aber ohne Wanderer