Predigt für den 14. Juni 2020

 
Apg4 Klasse war´s 1. nach Trini Rodheim 14.6.2020
 
Klasse wars.
Oberprima 1974. Altsprachlicher Zweig. Wir waren gerademal noch neun.
 Meistens hingen wir zusammen.
Wir konnten uns blind aufeinander verlassen.
 
Konkurrenz war ein Fremdwort.
 Die Streber waren längst alle rausgeflogen.
Wer mal keine Hausaufgaben hatte, bekam sie eine Stunde vorher von einem von uns.
Niemand behielt etwas für sich. Und nach der Schule trafen wir uns oft bei Theo, Bratwurst mit Soße und Brot und ein Bier. Dazu reichte es immer.
 
„Weißt du noch“, fragten wir uns nach 46 Jahren. „Mann, bist du grau geworden! Und du,
 paßt gerade noch hinters  Lenkrad…
Jaja, solange es die Jeans immer noch ´ne Nummer weiter gibt, hast Du schon damals gesagt.“
 
Neugierig auf alles, was
zwischen diesen vielen Jahren war, begegnen wir uns wieder.
 
Und dann?
 
Kommen die Sachen wieder, die wirklich so waren,
 
und das andere:
 
bleibt unter dem Teppich -
 
wurde
vergessen…?
 
Ich lese aus der Apostelgeschichte im 4. Kapitel
 
Weißt du noch? Als alles begann?
Ein Herz und eine Seele waren sie, diese kleine neue Jüdische Gemeinde in Jerusalem, die glaubten, dass Jesus ihr Retter, ihr Messias war.
Keiner war bei seiner Auferstehung dabei, und doch glaubten sie daran. Ständig hingen sie zusammen,
und konnten sich blind aufeinander verlassen.
Konkurrenz war ein Fremdwort. Jeder trug zur Gemeinschaft bei, was er konnte.
Auf ihren Privatbesitz verzichteten sie. Es war ihnen alles gemeinsam.
 
Und wie war das – noch viel früher? Damals, als sie noch in der Wüste unterwegs waren?
Weit und breit nichts als Sand und Steine. Und ein hoher Berg, den Gipfel in Wolken. Mose war hinaufgestiegen.
Wer wusste schon, ob er da heil wieder runterkam?
Sie haben gewartet, Tag für Tag. Und als sie nicht mehr mit ihm gerechnet hatten, tauchte er plötzlich wieder auf.
Mit zwei Tafeln im Arm.
 
Am frühen Morgen fängt es an zu knistern.
 Es regnet Krümel, die süß schmecken. Manna.
“ Nimm so viel, wie du brauchst,“ sagt Gott.
„Nicht so viel, wie du kriegen kannst.
Das, was zu viel ist, verdirbt – auch den Charakter.“
„Das, was du wirklich brauchst, bekommst du von mir immer wieder neu,“ sagt Gott.
Brot, Güte, Segen, Wasser, Zuneigung.
Alles, was ich nicht festhalten kann.
Denn Festhalten verdirbt. Bringt aus dem Gleichgewicht.
 
Das Leben in der Wüste, die Gebote, die ein Leben in Gerechtigkeit regeln, die, denen in Jerusalem alles gemeinsam gehörte –
War das alles nur ein Traum?
 
Wollten nicht einige wieder zurück – nach Ägypten, wo sie alles in Hülle und Fülle hatten?  Wie war das mit dem Ehepaar ( Ananias und Saphira) ein Kapitel weiter in der Apostelgeschichte? Die verkauften auch einen Acker,
behielten aber einen Teil des Geldes für sich…
 
Wann werden wir endlich so, wie wir nie waren?
 
Können wir Festhalten verlernen?
 
Einmal im Jahr bestimmt. Vielleicht auch öfter.
 
Selbstlosigkeit, Einfühlungsvermögen, Zusammenarbeiten, Gütergemeinschaft, sind hohe Ideale.
Das Mönchtum, die Wiedertäufer in der Reformation,
 die Innere Mission, der religiöse Sozialismus des 19. Jahrhunderts haben von dieser ethischen Energie gelebt.
Aber es hat immer Menschen angesprochen. Aber immer nur wenige.
 
 
 
Ein kleiner Teil dieses ethischen Ideals lebt in diesem Holzkästchen fort. Dankopfer hieß es früher.
Hier steht noch drauf: Opfere Gott Dank.
Und daran ist etwas ganz unwirklich:
 
Sooo viel Dank, wie wir Gott bringen könnten, passt hier gar nicht rein.
Das ist keine Drohung, sondern eine Erleichterung.
Denn es gibt noch viele Formen, Gott zu danken.
In der neuen Woche ganz bestimmt wieder.
Uns fällt schon was dazu ein.