Predigt für den 12. Juli 2020

Lk5,1-11     Rodheim   12.7.2020
Fischzug des Petrus  Fischfang Wimmelbild Brueghel
 
Andrea Gabrieli, Giovanni Gabrieli, Heinrich Schütz, Michael Praetorius, Hans Leo Haßler,
das sind die revolutionären Musiker des Mittelalters.
 
Paul Rubens, Lucas Cranach und Jan Brueghel,
 das sind die revolutionären Maler des Mittelalters.
 Mit der Refomation kam die Portraitmalerei in den Vordergrund. Das Interesse am einzelnen Menschen wurde immer größer. Das hatte es vorher so nicht gegeben.
Aber die Maler malten ab dann nicht nur einzelne Personen, da konnte natürlich auch noch so etwas passieren.
Dieses Bild ist ungefähr 500 Jahre alt,
50 Jahre nach der Reformation, 50 Jahre vor dem 30jährigen Krieg, um 1580 gemalt.
Ein echtes mittelalterliches Wimmelbild.
Wer findet den Dalmatiner?
Es ist von Jan Brueghel, dem Älteren, der Blumenbrueghel, weil es auch gern Bilder mit Blumen malte.
 
Es heißt: Seehafen mit Predigt Christi.
So kam Israel an die Nordsee. Auf dem See Genezareth wird nie ein hochseetaugliches Schiff gefahren sein, obwohl –
wenn der Nordwind vom Libanon über die Berge kam,
gab es schon mal Seenot in diesem Teich.
Und die Berge! So malt einer von der Küste einen Hügel.
Die Berge in Israel sind zwar auch hoch, aber nicht so zickzackförmig, sondern rund. Brueghel kam nur bis Mailand, und was er in den Alpen kennenlernte, war eben mehr zickzack.
  •  
Also, hat jemand den Dalmatiner gefunden?
Und die Hauptperson?
Ich gebe eine Hilfe.
Lesen: Lukas5, 1 - 11
 
Jetzt müsste er zu finden sein.
Wer hat ihn?
 
Jesus stieg in eines der Boote.
Die Menge der Neugierigen verrät ihn.
 
Da ist was los auf dem Bild! Da sind die Vornehmen mit ihren tollen Kleidern, da wühlen die Fischer mit den Fischen auf der Erde herum. In Rom hätte es so etwas nicht gegeben: Da hatten sie steinerne Fischbecken in den Markthallen und Verkaufstheken aus Stein. Brueghel gibt hier eher ein Bild von einem Marktleben aus seiner Zeit wieder.
 
Ohne den Titel des Bildes wären die Fische und der Alltag
entscheidender
als der Jesus, dem sie alle
eigentlich
die vielen Fische verdankten.
 
Die Geschichte ist wie eine klassische Erzählung aufgebaut. Wenn etwas Göttliches ins Spiel kommt:
Ein Engel oder Gott erscheint. Was macht der Mensch?
Er erschrickt.
Der Engel sagt:
Fürchte dich nicht.
 
Dann kommt die Botschaft, der Engel macht Mut und der Mensch zieht los.
 
Davon erzählt das Bild nichts. Der Jesus ist kaum zu sehen,
der Petrus schon gar nicht,
obwohl es ja wie ein Wunder war:
 
Wieder mal viel gearbeitet –
Und nichts erreicht.  Nichts gefangen, kein Erfolg.
 
„Das wird schon wieder!“ Wenn ich das nur höre!
 
Petrus hat erlebt, wie sich Leere in Fülle verwandelt, deshalb konnte er voll begeistert alles stehen und liegen lassen und was Neues aus seinem Leben machen.
Was für eine Vorstellung!
Der Glaube verändert ein Leben total!
Niemand unter uns hat durch eine Begegnung mit Jesus zum Glauben gefunden oder sein Leben total verändert.
Wir sind eher
  • so -
wie die auf dem Bild: Wir gucken nach den Fischen,
 wir schwätzen, wir schockeln die Kinder, wir feilschen, wir handeln das Beste für uns raus,
wir sind neugierig oder wir sitzen einfach nur so rum.
 
Wer kann sich heute von Jesus mitnehmen lassen?
Wer lässt sich heute von ihm begeistern
 
Vielleicht hatte Brueghel, der Maler, schon vor 500 Jahren eine Vision:
Der, der so viele begeisterte und ihr Leben veränderte, fällt eigentlich gar nicht auf. Die Anderen, die nach den Fischen gucken, die schwätzen, die die Kinder schockeln, die ums Geld handeln, die neugierig sind oder die einfach nur so rumsitzen,
 die bestimmen das Bild.
Man könnte den Eindruck bekommen: Jesus nimmt sich zurück und überlässt den Rest
ALLEN:
Den Einfachen und Vornehmen, so wie sie das Leben gemacht hat:
Und wenn sie das Bild falten
 
Dann befindet sich der Jesus im Zentrum, da,
 wo die Diagonalen sich kreuzen, da ist ER und von da aus geht alles
auf uns über.
Einfach genial. Und wir sind dabei!
Es ist genug für alle da.
Und Petrus soll ab da keine Fische mehr fangen. Er soll Menschen fischen,
im Gegensatz zu den Fischen nicht zum Verzehr, er soll sie lebendig fangen und leben lassen.
In vielen Bibeln ist übersetzt Ab jetzt sollst du Menschen fischen
Jörg Zink machte daraus: Ab jetzt sollst du Menschen sammeln, Menschen bergen.
Menschen eine neue Geborgenheit geben.
Das ist und bleibt ein guter Auftrag, nicht nur für Petrus und seine Nachfolger, sondern für uns alle.