Predigt für den 1. Advent

 
Predigt 1. Advent                                          29.11.2020
Römer 13, 8 - 10                                          
 
Wir wollten gerade vom Tisch aufstehen und sagen, dass wir jetzt losmüssen, da stand unser Freund schon und sagte:
„Ich mach das schon!“
Ging an die Theke und zahlte das Essen und die Getränke.
„Der Abend geht auf uns“, sagte seine Frau und lachte.
Als er zurückkam, sagte er noch dazu:
„Wir waren dran.“
 
Wir waren dran. Komischer Satz.
Warum wart ihr dran?
Ich fühle mich dann irgendwie komisch, da drauf zu lächeln und es einfach gut sein zu lassen.
Kann man denn unter Freunden etwas aufrechnen?
Also bedankten wir uns artig und ich dachte nur:
Beim nächsten Mal müssen wir zahlen!
Denn sonst haben wir Schulden!
 
Meiner Oma war das ein Gräuel: Schulden machen.
Das gab es nicht. Schulden machte man nicht.
Und wenn das Geld für das neue Kleid nicht reichte,
dann gab es eben kein Kleid.
So einfach war das.
Hier in Rodheim sagte eine Frau in der 50er Jahren zu ihrem Mann, als sie ihr Haus bauten: „Du kannst die Garaasch gern baun, wenn de des Geld fürs Auto zusamme hast!“
 
Bloß keine Schulden machen.
Bleibt niemandem etwas schuldig, ausser dass ihr euch untereinander liebt;
Denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
 Denn das Gebot:
Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen und du sollst nicht gierig nach dem sein, was den anderen gehört, das alles ist in einem Satz zusammengefasst:
Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.
 
Das überhören wir oft, obwohl es eigentlich ein schönes Gebot ist. Es ist ein Satz gegen die Schulden.
Es sind Wort, die die Liebe gegen alle Taktiken stellt, wie man alles verrechnet und aufwiegt.
Gerade im Advent und an Weihnachten steigt der Druck.
Bloß nichts und niemanden vergessen.
Bleib niemandem etwas schuldig.
Peng!
Das sitzt, oder?
Wir müssen diesen Jahr unbedingt Onkel Hugo und Tante Klara schreiben, die schreiben uns auch jedes Jahr.Schon wieder:
Bleibt niemandem etwas schuldig.
Dabei bleiben wir einander immer etwas schuldig
 
Advent und Weihnachten ist eine gefährliche Zeit, denn sie ist wie gemacht dafür, andere zu enttäuschen.
Die Fallhöhe ist echt hoch.
Bekommen alle die richtigen Geschenke?
Werden alle zufrieden sein? Wird alles klappen?
 
Bleibt einander nichts schuldig. Schon gar nicht die Liebe.
Wo etwas verrechnet wird oder wo die Liebe fehlt, wird kein Funke rüberkommen.
Das Haus kann man abbezahlen, das Auto und das Händi auch.
Aber lieben kann man nie genug.
Weihnachtsmärkte, schöne Teddys, Glühwein, schöne Schaufenster macht alles Freude, ersetzen aber die Liebe nicht.
 
Liebe deinen Nächsten! Das ist doch nicht zu viel verlangt, ok, nicht zu weit denken dabei. Nur so viel wie:
Was kostet es dich, wenn du deinen Nächsten mal anlächelst?
Oder zweimal?
Kann man hier sofort ausprobieren. Es sind genug Nächste da!
 
In der umsatzstärksten Zeit des Jahres braucht es mal einen anderen Anstoß, =
einen anderen Wind
also einen anderen Geist:
 
Tu mal nichts gegenrechnen. Die einzige Ausnahme ist die Liebe,
sagen wir:
Die Zuwendung zu den Leuten, die um dich sind, das meine ich jetzt mit Liebe, nicht mehr.
 
Viele warten darauf, gerade jetzt, wo wir uns nicht so wie sonst begegnen können.
 
Mehr ist es gar nicht, was wir uns wirklich schuldig sind.