Predigt aus dem Turmzimmer | 14. Februar 2021

 

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Predigt Estomihi 2021 Jesaja 58,1 rufe getrost, schone nicht
 
Ja, Sie sind richtig, es ist heute nur etwas anders. Wir sind heute am höchsten Fensterplatz von Rodheim. Mit Ausblick nach Osten, nach Süden und nach Westen. Und wenn ich das Telefon nicht mitnehme, dann habe ich hier meine Ruhe.
Ok, es ist noch ein bisschen provisorisch, zugleich erinnert es mich ein wenig an unseren großen Vorgänger, der ja auch, vor über 500 Jahren, sein größtes Erlebnis im Turm hatte.
Ich muss nur gucken, an welche Wand ich mein Tintenfass schmeißen würde, falls mich der Teufel besuchen kommt…
Warten wir´s mal ab.
Im Turmzimmer hatte Martin Luther einen Teil der Bibel ins Deutsche übersetzt, und dann schauen wir einmal, wie das in der ersten gedruckten Bibelausgabe ausgesehen hat.
Ich lese gleich los.
Und der Text, der heute dran ist, hat mich an etwas erinnert, was schon 37 Jahre her ist. Es war nach meinem Zweiten theologischen Examen. Ich musste Werner Krieg, meinen Lehrpfarrer vertreten. Das gehörte zur Ausbildung dazu.
Das war in Massenheim, 1987. Da wurde gerade die Kirche innen renoviert. Der Kirchenmaler Meffert war gerade dran und löste die alte Farbe von der Kanzel ab. Als er am Schalldeckel anfing, machte er eine Entdeckung: Er fand Buchstaben unter dem letzten Anstrich. Dann wurde er immer vorsichtiger. Er ging immer behutsamer vor und löste die Farbe, die über den Buchstaben gemalt war, ab. Als er fertig war, konnte man lesen: Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune. Jesaja 58 Vers 1
 
Das sagte Gott zum Propheten Jesaja.
Schone nicht: Halt nicht an dich. Gib alles, wenn du Leute triffst, die Verantwortung tragen und nicht sorgfältig damit umgehen. Genau dazu diente früher der Karneval. Endlich konnten kritische Menschen den Fürsten mal einen Spiegel vorhalten, ihnen mal vor Augen halten, was andere von ihnen denken, weil sie sich gar sooo fürstlich verhalten in ihrem . Land, ihrer Stadt, im Dorf, vier Tage lang ging das, und dann war alles wieder vorbei. Dann hieß es wieder: „Der Klügere gibt nach“, oder: „Schweisch, Bubb!“
Wenn berechtigte Kritik nicht herauskann, macht das die Kritiker still
oder krank
oder sie leben bald nicht mehr.
Der Schalldeckel wurde, wie die ganze Kirche, nach dem 30jährigen Krieg wieder repariert, vielleicht auch neu gemacht. Ich hoffe, dass er immer wieder Menschen Mut gemacht hat, das zu tun, was da draufsteht.
 
Getrost zu rufen, vertrauend, ohne Sorge, guten Mutes, weil hinter dem, was du rufst, nicht nur deine Gedanken stecken, sondern die Gedanken eines Höheren, der es für alle gut meint. Der gibt dir Halt dazu, dass du nicht an dich halten musst.
einer steht, der dir den Halt dazu gibt. Deswegen halte nicht an dich. Darauf hatte Martin Luther ganz fest vertraut. Deswegen schließe ich jetzt mit einem Gruß von Martin Luther:
„Tritt fest auf, mach´s Maul auf, hör bald auf.“
 
 
Fürbitten
Gnädiger, gerechter Gott, alle unsere Sorgen befehlen wir in deine Hand, damit sie uns nicht gänzlich beherrschen.
Vor dir sprechen wir sie aus und bekennen,
dass wir uns nach deinem Frieden sehnen, für alle Menschen und auch für uns selbst.
Du hast zugesagt, dass der Bund deines Friedens nicht hinfallen soll.
Das ist unsere Hoffnung. Wir bitten dich,
sei mit deinem Geist der Hoffnung dort, wo Menschen nicht weiter wissen und aufgeben wollen.
Sei du mit deinem Geist des Friedens dort, wo Menschen sich hassen und verachten und aufgestachelt werden zu Terror und Mord. Wir bitten dich um Frieden zwischen dem palästinensischen Volk und dem Volk Israel. Wir bitten dich für uns selbst und unsere Kirche, für unsere Gemeinde.
Sei du allen nahe. Wir bitten dich für die Glücklichen und Zufriedenen, dass sie nicht vergessen, dir dankbar zu sein. Mache dein Wort unter uns lebendig, gut ohne und gut mit Posaune.