Predigt für den 25. April 2021

Der Weg zurück in die Kirche wird noch ein Weiter sein. Nutzen wir weiter die Anknüpfung für den Glauben im Freien. Ich bin mir sicher, dass wir danach im Raum der Kirche wieder freier atmen und Gottesdienst feiern können!

Dann zog Paulus weiter nach Korinth und bald danach weiter nach Ephesus. Nicht als Tourist, sondern „im Auftrag des Herrn“.

Wir beten zu dir, Gott, für alle,

die gern glauben möchten,

sich aber schwer tun.

Für die Skeptischen,

dass sie sich nicht täuschen

und bedrücken lassen von denen,

die auf alles eine Antwort wissen.

Für alle, die verfolgt werden vom Schatten ihrer Schuld,

dass sie Mut schöpfen aus der Kraft der Vergebung.

Wir beten für die jungen Leute,

die jetzt so ausgebremst sind.

Wir gedenken Hans Albert Bausum,

der im Alter von 80 Jahren verstorben ist.

Wir befehlen ihn dir an im Vertrauen,

dass er einen schönen Platz in deinem Garten findet.

Gott segne deinen Weg,

wo du sicher bist und wo du tastest.

Gott segne deine Schritte,

die großen und die kleinen.

Gott segne deine Zeit,

mögest du bei Gott geborgen sein,

wie in einem Zelt,

behütet und bestärkt. Amen.

 

Apostelgeschichte 17, 16 – 34           Rodheim, 25.April 2012

 

Paulus in Athen

„Stadtluft macht frei.“ Wirklich? Na ja. Stadtluft macht frei für einen, der das Leben auf dem Land nicht mehr aushält, aber die neue Freiheit stürzt einen gleich wieder in neues Leid.

Das spürten vor 900 Jahren die Bauernknechte ganz schnell, denn die Flucht in die Stadt, wo sie vor ihren Grundherren erst einmal untertauchen konnten, forderte ihren Preis. Zwar konnte der Leibeigene „nach Jahr und Tag“ in der Stadt nicht mehr von seinem Grundherren zurückgefordert werden, aber wer in der Stadt als Bürger aufgenommen werden wollte, musste zahlen. Aber woher mit dem Geld? Die Bittsteller leben als Dienstboten, Knechte, Mägde, aber damit verdienten sie nicht viel. Und ein Leben in der Stadt war im Mittelalter alles andere als gesund und mit guter Luft. Enge Gassen, Müll und Fäkalien auf den Straßen - das war der Stadtalltag, zumindest für die kleinen Leute.

Paulus kam jetzt „in die Stadt“, nach Athen, wow, die Stadt, die nicht mehr schläft, sagen wir heute. Damals hatte „die Stadt“ gerade mal 5000 Einwohner (wie wir heute in Rodheim!!), dafür waren die Dörfer damals noch viel kleiner.

Die Städte waren Umschlagplätze für alles: Kultur, Religion, Gewürze, Getreide, Stoffe, Nachrichten, alles.

Jesus kam nur zweimal in seinem Leben in die Stadt.

Das eine Mal, als er 12 Jahre alt war, ging er seinen Eltern im Tempel verloren. Und dann, als es mit ihm auf der Erde zu Ende ging. Seine Ideen, seine Gleichnisse waren aus dem Land, wo die Bauern mir ihren Ziegen und Schafen und ihren Familien ihr Auskommen suchten.

Paulus kommt nach Athen – natürlich ärgert er sich richtig über die vielen vielen Tempel für die vielen vielen Götter, die sich die Griechen für ihr Leben so bereithielten, so für alle Fälle 
man will ja nichts vergessen,,
und dem Paulus fiel, als er durch Athen „schlenderte“, eins ganz besonders auf: Da gab es einen Tempel, da stand: Für den unbekannten Gott.

Also für den, an den sie bis jetzt noch gar nicht gedacht hatten. „Na sowas“, dachte Paulus. „Die denken sogar an die, die sie vergessen haben könnten! Bei soo vielen Göttern kann das schon einmal vorkommen, dass einem ein Gott durch die Maschen geht. Soo prachtvolle Tempel für die Götter! Und dann zugleich so ein –

Hilfloser Glaube, den nicht das Vertrauen in die Götter führt sondern die Angst vor den Göttern!“

Dann stellte sich Paulus auf den großen Platz unterhalb der Akropolis und redete zu den neugierigen Philosophen, aber nicht wie sonst über den Gekreuzigten und Auferstandenen, denn damit konnten die Griechen nichts anfangen.

Paulus hätte genauso auf dem Frankfurter Opernplatz stehen können und auf den Schriftzug im Giebel der Alten Oper gezeigt, da hätte er genauso eingesetzt wie 3500 Kilometer weiter weg in Athen:

„Dem Wahren, Schönen, Guten“, das ist eine Gotteserfahrung, die in Euer Weltbild passt: Gott in der Natur, in der Vernunft zu erfahren, in der “natürlichen Theologie“ ( und nicht in der Torheit des gekreuzigten Gottes ), daran konnten die Intellektuellen in Griechenland anknüpfen, ob sie Stoiker waren oder Epikuräer, also ob sie für alle Freuden auf der Welt „offline“ waren oder „voll online“.

Theologisch astrein ist Paulus hier nicht geblieben. Er hat hier nur als „seelsorgerlicher Prediger“ die Leute dort abgeholt, wo sie gerade standen. Viele von ihnen hielten ihn zwar immer noch für einen Schwätzer, aber einige hatte er mit seiner Rede auf dem Areopag, überzeugt. Der Areopag ist

ein Hügel, mitten in Athen. Auf dem Bild kann man ihn sehen. Es gibt ihn heute noch, unbebaut, mitten in der Großstadt. Dort wurden früher Gerichtsverhandlungen geführt. Also auf einem öffentlichen Platz konnten Menschen für den christlichen Glauben begeistert werden. Wie gehen auch bald wieder ins Freie mit unseren Andachten.