Predigt für den 11. April 2021

 
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Sonntag nach Ostern
Geh aus, mein Herz und Blumensamen
 
 
 
Geh aus, mein Herz, und suche Freud (Paul Gerhard)
 
 
Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.
Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.
 
Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.
 
 
Zum Mitsingen: https://youtu.be/kpgw1b4Md54

 

Die Osterglocken blühen, die Tulpen sind im Vormarsch und die Augen jucken, weil die Weidenkätzchen blühen. Es ist eindeutig: Es wird Frühling!

Da freut man sich über die ersten bunten Vorboten und sehnt sich nach mehr. Diese Sehnsucht hat die Menschen schon immer bewegt. In unserem Gesangbuch finden wir einige Hinweise dazu in dem Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ von Paul Gerhardt.
Paul Gerhardt war nach dem 30jährigen Krieg Pfarrer in Berlin und hatte schon früher etliche Lieder gedichtet. Viele von uns kennen seine Lieder. Sie wurden uns am Bettchen vorgesungen, als wir noch kleine Kinder waren. Das hatte uns ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt; wir haben die Lieder zum Teil an unsere Kinder weitergegeben.
„Geh aus, mein Herz und suche Freud“ beschreibt schöne, helle Bilder: von einer Welt, die Frieden ausstrahlt, wo man gerne ist: am plätschernden Bach, am Weizenfeld, wenn die Lärche in der Luft ihr Lied zwitschert.
Als Paul Gerhardt dieses Lied schrieb, war jedoch alles anders.
Der 30jährige Krieg und die Pest hatten Land und Leben vernichtet. Auch in Rodheim war die Bevölkerung von 935 Personen im Jahr 1632 auf 150 Personen im Jahr 1640 gesunken.
Wie gelang es Paul Gerhardt, in einer so trüben und trostlosen Zeit so bunte, schöne Bilder vom Leben zu dichten?
Paul Gerhardt schöpfte seine Hoffnung aus einem tiefen Gottvertrauen, das ihn in seinem traurigen Leben (seine Frau und viele seiner Kinder starben früh) tröstete und Mut gab, über sein Leben hinaus. Das war damals eine Art von Frömmigkeit, die im Leben der neuzeitlichen Menschen immer weniger Raum fand.
Wir diskutieren heute über versäumte Impfstrategien, viele machen den politisch Verantwortlichen Vorwürfe, weil sie doch hätten ganz anders durchgreifen können.
Kann es sein, dass uns das Aushalten und Ertragen von unschönen Zeiten schwerer fällt, weil unser kindliches Vertrauen uns nicht mehr so trägt, wie es noch die Generationen vor uns tragen konnte? Nicht, dass es erstrebenswerter wäre, mit einem größeren Anteil von kindlicher Naivität zu leben. Eher mit etwas mehr Vertrauen, dass alles wieder gut wird.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist nicht immer besser.
 
In Anlehnung an die Absicht des Liedes, Hoffnung und Vertrauen zu schöpfen, finden Sie anbei Streublumen-Saat. Säen Sie sie dort aus, wo diese Ihnen nach Erblühen möglichst oft Freude bereitet und an diese Zeilen erinnert.
 
Lothar Berger, Pfarrer
und Kathrin Kruse, Kirchenvorsteherin