Ansprache zum 1. Sonntag nach Weihnachten

Das Licht scheint in der Finsternis

1. Sonntag nach Weihnachten 2020

Früher war das Licht ein mehr oder wenig gut zu kontrollierendes Feuer, das als Lampe diente. Die Öllampe, die Kerze, die Fackel, die Petroleumlampe und auch das Herdfeuer, allen gaben zugleich auch Licht. Heute ist jede offene Flamme bald eine Sensation, es sei denn, der Strom fällt aus.

Die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen, das Candellight Dinner, die Feuerschale im Garten, und wer sich kein Feuer machen kann, stellt den Computer so ein, dass auf dem Bildschirm ein ruhiges, schönes Feuer erscheint, das aber nichts anstellt, außer dem romantischen Gefühl, als wäre es echt.

Eine Glühbirne verbreitet über 100 mal so viel Licht wie eine Kerze, ein Haus, das wir hell machen, ist für uns selbstverständlich. Wenn wir dann doch einmal im Kerzenschein sitzen, möchten wir die Dunkelheit erleben, natürlich nicht als Bedrohung, sondern behaglich und dann kommen uns die Gedanken, ähnlich wie Terence Hill als Bergpolizist in Südtirol, wenn er in den Sternenhimmel schaut und schöne Zitate eingeblendet werden. So eine Dunkelheit haben wir gern. Die Dunkelheit lässt uns erahnen, wie die Welt sein könnte und die brennende Kerze in der Dunkelheit zeigt uns, wie finster es noch auf der Welt ist und wie wenig ein so kleines Lichtchen gegen die Dunkelheit ankommt.

In der Antike haben die Dienerinnen im Tempel sich darum gekümmert, dass das Feuer nicht ausgeht, oder die Ölwächter sorgten sich um diesen wertvollen Brennstoff, denn wenn das Öl sich entzündete, brannten ganze Städte nieder. Behaglichkeit, Beschaulichkeit und Chaos liegen nah beieinander. Als Mose auf dem Berg Sinai die Schafe seines Schwiegervaters hütete und den brennenden Dornbusch betrachtete, kam ihm Gott in dieser Energie des Feuers nah. Die Feuer, die die antiken Städte niederbrannten,
interpretierten die Menschen als Strafe, die die Götter schickten.

Wir haben es bei jeder Energie mit Feuer zu tun und nicht nur, wenn eine Kerze auf dem Tisch steht. Wir haben es immer mit Gott zu tun und nicht nur, wenn wir wieder einmal beschließen, an ihn zu denken.

Die dunkelste Zeit dieses Winters liegt hinter uns.
Es wird heller. In uns
Und um uns, mit uns
Und für uns.                                      

Eine gute Woche!